Schermbeckerin leistete einen Freiwilligendienst in Südafrika
Schermbeck „Die Zeit in Skuinsdrist hat mir persönlich sehr viel gebracht“, blickt Lara Franken auf ihren einjährigen Aufenthalt in einem kleinen südafrikanischen Ort zurück, der etwa 300 Kilometer von Johannesburg entfernt ist.
„Ich wollte schon immer nach Afrika“, berichtet die 19-jährige Schermbeckerin. Ihr Vater Volker ist Lehrer an der Gesamtschule in Gelsenkirchen, die Kontakte zu Sambia in Afrika unterhält. Der Vater brachte häufig afrikanische Lehrer mit zur eigenen Familie. So lernte Lara Franken als junge Schülerin schon indirekt die afrikanischen Lebensweise kennen.

Im Jahre 2014 bewarb sich Lara Franken bei „Weltwärts“, dem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst des deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und gelangte von dort zum Deutsch-Südafrikanischen Jugendwerk (DSJW). Im Frühjahr 2015 fand ein Bewerbungsgespräch in Bad Honnef statt, in dem es um eine Teilnahme an einem Freiwilligendienst in Afrika ging. Im April 2015 kam die Zusage für einen zwölfmonatigen Aufenthalt in Südafrika.

Zur Vorbereitung gehörte ein achttägiges Seminar in Bad Honnef. Dort standen für mehr als 50 Teilnehmer landeskundliche Themen ebenso auf dem Programm wie ein Grundkurs in der Sprache „Tswana“ und jede Menge Informationen über all das, was im Alltagsleben in einem fremden Land beachtet werden muss. Parallel dazu waren Arztbesuche erforderlich, um an erforderlichen Impfungen teilzunehmen.
Nach dem Abitur an der Schermbecker Gesamtschule im Jahre 2015 startete Lara Franken im August 2015 vom Düsseldorfer Flughafen in Richtung Frankfurt und von dort nach Johannesburg. Begleitet wurde sie von der Düsseldorferin Hanna, die ebenfalls im Kindergarten „Thuto Motheo“ in Skuinsdrist einen Freiwilligendienst absolvieren wollte.
Im Kindergarten wurde Lara Franken freundlich von der Leiterin und Köchin Ouma und von der Erzieherin Dineo begrüßt. Die beiden Frauen begleiteten Lara Franken ein Jahr lang bei der Betreuung einer 20-köpfigen Kindergruppe.
Zum typischen Tagesablauf gehörte für Lara Franken nach dem Gang vom Wohnhaus zum fünf Minuten entfernten Kindergarten um sieben Uhr die Fahrt mit dem Schulbus. 45 Minuten lang wurden die Kinder in einem Umkreis von 20 Kilometern abgeholt. Um 8 Uhr saßen die Kinder mit ihren Erzieherinnen draußen beim Morgenkreis, um gemeinsam Lieder zu singen, zu tanzen, Geschichten zu hören und gemeinsam zu beten.

Nach dem gemeinsamen Frühstück blieb Zeit zum Basteln oder zur Selbstbeschäftigung. Gegen 12.30 Uhr saßen alle gemeinsam beim Mittagessen und danach wurden die Kinder mit dem Schulbus wieder zu ihren Elternhäusern gebracht.
Einmal wöchentlich wurden aus dem etwa 250 Einwohner zählenden Ort vier Mädchen im Alter von 13 bis 15 Jahren eingeladen. „Viele Eltern trinken und da tat es den Mädchen gut, einmal in einem anderen Umfeld zu sein“, erzählt Lara Franken von geselligen Stunden mit diesen Jugendlichen, in denen gebastelt, gemalt oder gebacken wurde.
Für jedes betreute Kind musste vierteljährlich ein Bericht über die Entwicklung geschrieben werden. Diese Berichte wurden den deutschen Paten zugeschickt, die als Finanzierer des Aufenthaltes im Kindergarten so über Tausende Kilometer hinweg viel von ihren Patenkindern erfuhren. Schriftliche Berichte mussten auch im vierteljährlichen Rhythmus an das DSJW abgeliefert werden.
In der Freizeit bestand für Lara Franken die Möglichkeit, Kontakte zu den Familien im kleinen Ort aufzunehmen, den Gottesdienst zu besuchen, zum 80 Kilometer entfernten Supermarkt zu fahren, die ärmliche nordwestliche Region Südafrikas näher kennen zu lernen oder Fahrten ins Nachbarland Botswana zu unternehmen. Die Schulferien konnten für größere Reisen genutzt werden. Einmal kam Lara Frankens Vater zu Besuch.
„Ich habe gelernt, mich mit vielen Dingen zu arrangieren, die wir in Deutschland nicht kennen“, bilanziert Lara Franken ihren einjährigen Aufenthalt in Südafrika, wo sie mit unterschiedlichen Kulturen und Denkweisen konfrontiert wurde und kurz vor ihrer Rückreise im August noch die Wahlen der Kommunal- und Regionalvertretungen und díe damit einhergehenden öffentlichen Diskussionen miterlebte.
„Ich habe erfahren, dass ich auch gut mit Kindern umgehen kann“, freut sich Lara Franken über die Korrektur ihrer bisherigen Einschätzung. Ihr Berufswunsch geht aber vorerst nicht in den Erziehungssektor. Sie beginnt am 4. Oktober in Leipzig mit dem Studium der Politikwissenschaft und Afrikanistik. Im zweiten Fach werden die einjährigen Erfahrungen in Südafrika sicherlich sehr nützlich sein können. H.Sch.