5. Internationale Niederrhein-Classic startete in Schermbeck
Schermbeck So viele Oldtimer auf einmal kriegt man in der weiten Region nur selten zu sehen. Zu einem fahrenden Museum der Automobilgeschichte wurde heute die „Internationale Niederrhein-Classic 2016“, die von der „Niederrheinischen Oldtimergemeinschaft Schermbeck & Westfalen e. V. im ADAC“ veranstaltet wurde.

116 Fahrzeuge beteiligten sich bei sommerlichen Temperaturen an der Ausfahrt für Young- und Oldtimer bis zum Baujahr 1991. Nach einem gemeinsamen Frühstück auf dem Gelände des Restaurants „Haus Mühlenbrock“ machte Tour-Organisator Hans-Peter Großjohann die Fahrer mit dem Ablauf der Fahrt vertraut, die für drei verschiedene Gruppen mtn unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad versehen war. Bei der „einfachen“ Tour mussten insgesamt 126 Kilometer zurückgelegt werden. Neun Kilometer länger war die „sportlich leichte“ Strecke, während die „sportlich schwierige“ Strecke 146 Kilometer umfasste.
An den Dachziegelwerken Nelskamp gingen die Fahrzeuge im 60-Sekunden-Takt an den Start. An der Einmündung des Waldweges in die Weseler Straße mussten die Fahrer die Vorfahrt achten und entsprechend langsam fahren. Deshalb standen dort die meisten Zuschauer, um die unterschiedlichen Fahrzeuge des rollenden Museums bewundern zu können. „So ein Auto habe ich früher auch gefahren“, entfuhr es dem Brichter Horst Ackermann, als Tim Schulte zur Wissen mit einem VW-Käfer aus dem Jahre 1962 an ihm vorbeifuhr. Ab und zu gab es offenen Applaus, wenn ein besonders interessantes Fahrzeug passierte.

Klaus Picard steuerte einen BMW 327 aus dem Jahre 1941. Es wurde in einem Eisenacher Zweigwerk der Bayerischen Motoren Werke gebaut. 1304 Exemplare wurden zwischen November 1937 und Mai 1942 gebaut. Hermann Göring ließ im Kriegsjahr 1941 35 Fahrzeuge dieser Art für die höheren Offiziere bauen. Der gestern in Schermbeck vorgestellte BMW gehörte dem Berliner Major Crohn. Die seitliche Aufschrift „Hermännchen“ erinnerte an den ursprünglichen Auftraggeber.

Noch vier Jahre älter war der Rover P 2 Coupé, dessen Fahrer Daniel Kraps ein Unikat fuhr. Das viertürige Auto wurde 1937 für das englische Königshaus gebaut und später von einem englischen Premier-Minister gesteuert. Irgendwann landete es im Requisitenfundus einer Filmgesellschaft, bis Daniel Kraps über einen Freund in den Besitz des Fahrzeugs gelangte, das er sechs Jahre lang restaurierte.
„Das war doch unsere erstes Familienauto“, erinnerte der Hünxer Paul Weber seine Frau, als Jasper Weiland mit seinem 56 Jahre alten „Triumph TR3A“ an den Zuschauern vorbeifuhr. Weniger gute Erinnerungen hatte Norbert Becker, als er einen Volvo 66 aus dem Jahre 1977 entdeckte, mit dem er vor über drei Jahrzehnten seinen ersten Unfall auf der Freudenbergstraße hatte.
Porsche-Fans freuten sich gestern ganz besonders. Gleich 17 Fahrzeuge beteiligten sich an der Tour. Die Fahrer unterhielten sich gerne mit den Zuschauern über die Herkunft und über die technischen Besonderheiten ihrer rollenden Schätzchen. Das reichte von Ralf Pothmanns Porsche 911 Targo aus dem Jahre 1971 bis hin zum Porsche Carrera 911 aus dem Jahre 1990, den Andreas Gembiak steuerte.
„Ein typisches Fahrzeug für den Handwerksmeister war im Jahre 1957 der Opel-Kapitän“, erzählte Karl-Heinz Henning den Zuschauern von der großen Ladefähigkeit seines Oldtimers. Michael Willemsens Citroen ID 19, die „kleine Schwester“ des Citroen DS, hatte im Baujahr 1966 als Neuerung eine hydraulische Federung.
Alle drei Strecken führten die Fahrer ins nahe Münsterland. Von Schermbeck aus ging es über Erle und Rhade nach Marbeck, wo ein Mittagessen auf dem Gelände von „Opel Hüppe“ angeboten wurde. Von dort ging es weiter über Heiden und Velen nach Reken, wo am Berghotel „Hohe Mark“ im 300 Quadratmeter großen Zelt das Abendessen mit der Siegerehrung verbunden wurde. H.Scheffler