Präses Manfred Rekowski predigte am ersten Ostertag in der Dorfkirche
Die wenigsten Zuhörer, die am Ostersonntag um 10 Uhr die Radiosender WDR 5, NDR Info oder Radio Berlin eingeschaltet haben, werden zuvor jemals etwas von dem 2300 Einwohner zählenden Schermbecker Ortsteil Gahlen gehört haben.

Deshalb begann der WDR-Rundfunkpfarrer Oliver Mahn den Ostergottesdienst in der Gahlener Dorfkirche mit dem Hinweis: „Gahlen, das ist ein kleines Dorf am Niederrhein. Nördlich vom Ruhrgebiet liegt es, genau an der Grenze zwischen Rheinland und Westfalen. Und mittendrin: die romanische Dorfkirche aus dem zwölften Jahrhundert.“
687 Kirchengemeinden, organisiert in 37 Kirchenkreisen, bilden die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR). Damit gehören rund 2,5 Millionen Gemeindemitglieder zur rheinischen Kirche. Das Kirchengebiet erstreckt sich zwischen Emmerich und Saarbrücken über Teile der vier Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen.
Die Landeskirche – sie ist die zweitgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland – ist die Gemeinschaft der Kirchengemeinden und Kirchenkreise. Oberstes Leitungsorgan ist die Landessynode. Ihr Vorsitzender und damit oberster Repräsentant und leitender Geistlicher ist Präses Manfred Rekowski.

Zweimal hat der Wuppertaler Manfred Rekowski bislang während eines Rundfunkgottesdienstes gepredigt. Nach seinem Auftritt in Trier, der viertgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz, wollte Rekowski diesmal das kirchengemeindliche Leben in einem Dorf kennen lernen. Beim Gahlener Pfarrer Christian Hilbricht fand der Präses im vergangenen Jahr offene Ohren.

Das letzte Wort hatten allerdings die Techniker des WDR. Sie mussten während eines Besuches im Lippedorf erst einmal feststellen, ob sich das Kirchengebäude überhaupt für eine qualitativ hochwertige Übertragung eines Gottesdienstes eignet. Gibt es einen Platz fürs Abstellen des großen Übertragungswagens? Kann man die Kabel problemlos verlegen? Wie lässt sich die musikalische Untermalung des Gottesdienstes sicherstellen? Antworten auf solche und ähnliche Fragen standen im Mittelpunkt des ersten Gespräches.

Als die Techniker grünes Licht gaben, konnte mit der Vorbereitung des österlichen Gottesdienstes begonnen werden, der unter dem Motto „Die Stimme, die ins Leben ruft“ stand. Für die Gestaltung der Liturgie konnte Pfarrer Christian Hilbricht den Presbyter Markus Scholten und das Gemeindemitglied Christiane Gandoy-Bürger gewinnen.
Kirchenmusikerin Annelie Twachtmann bereitete mit dem 50 Jahre alten Kirchenchor Gahlen einige musikalische Beiträge vor. Ihren sonntäglichen Dienst an der Orgel überließ sie Ludwig Wegesin, dem Kirchenmusiker der Münsteraner Erlöserkirche. Der Wuppertaler Pianist und Komponist Thorsten Schäffer konnte für die musikalischen Beiträge am E-Piano gewonnen werden, die Dorstener Musiklehrerin Dorit Isselhorst für Beiträge mit der Querflöte.

Eine saubere Akustik und das exakte Einhalten der 60-minütigen Sendezeit waren die wichtigsten Eckpfeiler bei der Vorbereitung der Sendung. Deshalb fand am Ostersamstag auch eine Generalprobe in der Dorfkirche statt, bei der die dem Präses zugedachten Textpassagen von seiner Theologischen Assistentin Helga Schröck-Vietor übernommen wurden.
Die Gemeindeglieder wurden am Ostersonntag 20 Minuten vor dem Sendebeginn über den Ablauf der Sendung informiert. Der Gottesdienst wurde um 45 Minuten vorgezogen, um die Live-Übertragung zu ermöglichen. Weil in der Rundfunkübertragung das gesprochene Wort im Zentrum stehen sollte, entfiel an diesem Tag das Abendmahl. Dieses Abendmahl mit dem Teilen von Brot und Kelch wurde am zweiten Ostertag gefeiert.

Das Läuten der Glocken entfiel, weil das Geläut, mit dem die Radiohörer eingestimmt wurden, bereits am Tag zuvor aufgezeichnet worden war. Pfarrer Mahn gab Anweisungen zur Vermeidung störender Geräusche, erklärte die Bedeutung der roten Lampe an der Kanzel als Signal für den Sendebeginn und verwies auf die von ihm per ausgestreckten Fingern angekündigte Zahl der Strophen eines Liedes, um die 60 Minuten einhalten zu können.
Als nach dem Segen und dem Orgel-Nachspiel „Toccata Improvisation“ kurz vor 11 Uhr das rote Licht erlosch, gab es tosenden Beifall für den gelungenen Ablauf, bei dem es keine einzige Panne gab. Pfarrer Hilbricht dankte dem Präses für seine Predigt, in deren Mittelpunkt die Begegnung Mariens mit ihrem auferstandenen Sohn Jesus stand, den Musikern, allen Helfern und der Gemeinde, die vier Lieder aus dem Evangelischen Gesangbuch zur festlichen Gestaltung beigetragen hatte.

Die Radiohörer bekamen von dieser Danksagung nichts mit, erfuhren stattdessen, dass sie noch eine Stunde lang die Möglichkeit hätten, mit Reinhard Harfst, dem Pfarrer von der zur Evangelischen Kirchengemeinde Gahlen gehörenden Friedenskirche, telefonischen Kontakt aufzunehmen. Davon machten auch etliche Hörer Gebrauch, während ein Teil der 152 Gottesdienstteilnehmer im Gemeindehaus beim gemeinsamen Osterfrühstück den Gottesdienst Revue passieren ließ. Eine CD mit der Aufzeichnung des Gottesdienstes erhielt Pfarrer Hilbricht vom Aufnahmeleiter Severin Roeseling und seinen Mitarbeitern Margret Weber, Michael Weber und Enrique Foedtke. Die Predigt kann ab jetzt auch auf der Internetseite www.kircheimwdr.de abgerufen werden. H.Sch.
Info:
Seit Januar 2013 ist der 61-jährige evangelische Theologe Manfred Rekowski Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Mit seinen Eltern und seinen vier Geschwistern siedelte der gebürtige Masure als Fünfjähriger zunächst nach Gladbeck um und anschließend nach Honrath im Rhein-Sieg-Kreis. Nach dem Abitur und Studium der Theologie wurde er im Jahre 1982 Vikar in Wuppertal. 1986 wurde er Pfarrer in der Gemeinde Wichlinghausen. 1993 wurde er Superintendent des Kirchenkreises Barmen, 2005 Superintendent des Kirchenkreises Wuppertal. Seit 2011 gehörte er als Oberkirchenrat zur Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland.


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